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Trauermomente



Gestern Abend bekam ich folgende Nachricht von Martina Leu:

"Lieber Vlado, liebe Rajka, leider habe ich eine sehr, sehr traurige Nachricht. Mein lieber Al' ist am Mittwoch von uns gegangen." Diese Nachricht fand mich total unerwartet und in, für mich sowieso, unschönen Zeiten. Als ich sie las, fing ich an zu weinen. So sehr und laut weinte ich. Alleine Zuhause (das kein Zuhause ist)! Meine tiefste Traurigkeit konnte diesmal nun niemanden stören. 

 

 

Unsere Bekanntschaft hat die eigentliche Ursprung vermutlich im Jahre 1992 als ich noch in St.Gallen lebte. Oder vielleicht doch ein Jahr danach, als ich mich schon im Fürstentum Liechtenstein befand. Bis heute blieb ich hier. (Mein Fehler!?)

 

Ich war einmal fast besessen um, aus mir, einen (vielleicht) guten Autor zu schaffen der seine Textwerke auf deutsch verfasst! Als ich, ein Fünfundzwanzigjähriger, nach Schweiz kam, konnte ich kein Wort auf deutsch sprechen. Schon beim ersten Besuch der MIGROS Klubschule war ich gut im Deutschlernen und so was von ermutigt für mich daraus, so viel wie möglich, zu holen. Ich lernte relativ schnell, weil ich ständig meine Lyriktexte die ich früher schrieb ins Deutsche übersetzte. Mir war es nicht genug, die deutsche Sprache nur so gut es geht, sprechen zu können, sondern alles was ich sprach, musste ich gleich gut (oder eben schlecht) schreiben zu können! 

 

Aus einer zeitlichen Parallele in dieser ich mich jetzt befinde, weiss ich, dass mein Besuch des Literatur und Kritik Seminars der  vom Prof.Dr. Mario Andreotti damals im Murg geleitet wurde, und mein aktives Mitwirken, entweder mit meiner enormen Tapferkeit oder meinem totalen Blödsinn, meiner Naivität, zu tun hatte! Ich wollte mehr wissen, ich wollte so schnell wie möglich (im genannten Sinne) weiter kommen! Aber mein Wissen und Beherrschen deutscher Sprache war echt minimal! Egal. Ich fühlte mich wohl, lernte viel und vor allem, lerne Al' Leu persönlich zu kennen! Er war ein spezieller Gast und Referent dieses Seminars. Es wird sich herauskristallisieren, dass unsere Begegnung für meinen künstlerisch-literarischen Werdegang eine enorme Bedeutung haben wird.   


Ich erinnere mich nicht mehr wie oft wir kommunizierten seit dem wir uns das erste Mal trafen, bis zu diesem Augenblick als wir einen gemeinsamen Auftritt im TaK, 1997 hatten. Dort habe ich meine Lyrik vorgetragen und Al' hielt einen Kurzvortrag. Musikalisch wurden wir in experimenteller Art und Weise vom grossartigen Saxophonist Markus Gsell unterstützt. Zu dritt traten wir noch einmal, viel, viel später zusammen -  2016 in St.Gallen

 

Al' war auch derjenige der an der Vernissage meiner Werkjahr-Ausstellung im Frühjahr 2004 in Triesen sprach. Seine Texte zu meinem Kunstschaffen und meiner Lyrik werde ich mir immer wieder gerne durchlesen. Diese Text waren und sind sehr inspirierend. Sie waren immer wieder eine enorme Stütze einem Schwächling in mir.   

 

Und dann... Dann half er auch Rajka als sie ihre erst Einzelausstellung im Schlösslekeller in Vaduz hatte. (Der Sitz dieses hervorragenden Kleintheaters ist heute woanders!) 

 

Wir haben auch gemeinsame Träume, Wünsche gehabt. Al' und ich. Irgendwie, aus irgendeinem Grund, konnten wir diese dann aber doch nie realisieren. 


 

Wenn ich mich richtig erinnere, unser Miteinander-Tun und -Wirken war eine beidseitige offenherzliche und eine echt freundschaftliche Begegnung - auch Symbol einer musterhafte Kulturverbindlichkeit, eines äusserst anständigen Kulturaustausches. Meine (und unsere) Dankbarkeit ist unendlich gross!

 

Freue mich jetzt schon auf ein "Ausserhalb-des-Systems-Wiedersehen"! 




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