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Erinnerungen. Reflexionen.




Dieser Text ist eine Übersetzung folgendes BLOG Beitrags und wurde von mir am 12.6.2020 im Theater am Kirchplatz (TaK) in FL-Schaan das erste mal in der Öffentlichkeit vorgetragen! Weil mir diese Lesung durch die IG Wort - Mitgliedschaft ermöglicht wurde. Dafür danke ich. Ebenfalls danke an meine Tochter Taina Heeb die meine Übersetzung grammatikalisch "auspolierte"! 

© 12.6.2020 IG Wort
© 12.6.2020 IG Wort


 

21. März 2020

 

Als ich 2004 zur Kunstkolonie nach Medulin, Istrien in Kroatien, kam, begrüßten mich einige Künstlerkollegen, die ich zum ersten Mal live traf, mit Worten wie: 

 

„Ach ja, du bist es, Vlado-Virus (VV). Es freut mich ..." 

 

Parallel dazu hörte man das Echo:

 

„…und mich, mich, mich…“

 

Diese nette Begrüßung bezog sich auf jene Zeit, in der ich bekannte und unbekannte Personen über meine international-künstlerischen, kulturvermittelnden und literarischen Darbietungen und Aktivitäten informierte in Form von unzähligen e-Rundbriefen. 

 

SCHNITT

 

2011 hatte ich in St. Gallen eine Ausstellung, die unter dem Titel „Veni vidi Vlado“ (VVV) stattfand.

 

SCHNITT

 

Ich bin mit meinen Großeltern (mütterlicherseits) aufgewachsen und von ihnen erzogen worden. 

Wenn das, was die Experten behaupten, wahr ist, sind die ersten drei Jahre des Wachstums eines Kindes für die Bildung des Menschenwesens und seines Charakters die wichtigsten Zeiten. 

Es sieht aus, dass das, was ich größtenteils bin, meinen Großeltern zu verdanken habe. 

Während meine Großmutter, eine Löwin (mit all den Tugenden und Fehlern einer Löwin) mir die Gefühle der Liebe, Ethik und der Moral zu vermitteln versuchte, wollte mein Großvater mich zu einem Mann der "alten Schmiede" machen und mir viel Wissen über die Natur und deren Funktion weiter geben… Aber da ich nach den Naturgesetzen und den Gesetzen der Weltraummathematik zu diesem einen "dritten Weg" bestimmt war, habe ich seine nicht fein genug entwickelten, pädagogischen Methoden größtenteils vermieden, wobei mir von seiner Ausbildungsart noch viel in Erinnerung blieb. 

Von ihm nahm ich viel mehr auf den Weg, ganz nebenbei quasi, als er jemals davon erfahren könnte. Ich habe nicht die Gabe gehabt, ihn wissen zu lassen, dass mich seine Kenntnisse interessierten. 

Ich habe mir für uns beide nur nicht die nötige Zeit gegeben. 

Und dann war es auf einmal zu spät. 

Ich habe es vermasselt, mich selbst quasi leicht verarscht. 

 

Opa hatte kaum vier Grundschulklassen abgeschlossen. Das ist vielleicht nicht sehr zu loben. Es waren aber andere Zeiten. 

Er war ein großer Humanist, Witzbold, bäuerlicher Satiriker, Clown. 

Und er war weder Partisan noch Ustascha, trug keine Uniformen. 

 

Mit ihm besuchte ich oft Orte, an denen er Kohle verbrannte. 

Ich habe dabei geholfen. 

Schon damals waren meine Lungen so rauchig, dass ich dachte, das reicht mir für den Rest meines Lebens.

 

Ich habe noch nie Zigaretten oder Opiate geraucht. Nur Witze! Damit ist im Jargon meiner Muttersprache gemeint, dass man oft naiv handelt und Dinge tut, die nicht gut sind.

 

Ich habe von meinem Großvater sehr viel über die Funktionsweise der Weltpolitik gelernt. Ihm reichte es, nur einen einzigen Weltkrieg zu überleben, um alles klar und deutlich zu sehen, zu verstehen. 

 

Die Makropolitik funktioniert in menschlichen Mikrolebensräumen auf die gleiche oder zumindest sehr ähnliche Weise: Derjenige, der stärker ist, hat das Sagen. 

 

Schon damals, als ich ein Kind war, erzählte mir mein Großvater, dass die Politik nur der Weiterverkauf von Menschen beziehungsweise Menschenhandel sei. Als desorientierter, kleiner, ehemaliger Pionier Titos dachte ich wieder einmal, der Alte spinnt und hatte vielleicht wieder einmal zu viel vom Zwetschgenschnaps.

 

Als er von den Politikern sprach, hat er nie über unseren, euren und von irgendwelchen anderen Derartigen gesprochen. Er sprach von Politik als einem System des Funktionierens in Bezug auf Menschen. Er sprach als Humanist, der sich um Menschen kümmert, aufgrund der Politik und des Handels mit Menschen wie Sandkörner, Mist oder Ziegelsteinen um allmögliche, materielle Wunder zu vollbringen. 

Und das währenddessen andere, menschliche Herzen austrocknen…

 

SCHNITT

 

Vorgestern habe ich vergessen (am 19. März also), dass ich am Samstag vor einer Woche mit meinem 17-jährigen Sohn ein Treffen vereinbart habe. 

Es war Vatertag. 

Vor einer Woche, am Samstag, fragte er mich, was ich zum Vatertag wollte. Ich sagte, mit ihm mich zu treffen sei ein großes Geschenk. 

Und dann stellte sich heraus, dass ich am Vatertag die kleine „Feier“, das Abkommen, das Treffen mit einem jungen Mann, den ich so sehr mag, vergaß und versehentlich einen Zustand des Nicht-Begegnens provozierte. In einer Krisenzeit. 

Weil wir gerade alle mit den Viren der Panik und Angst, des Nichtglaubens und der psychosomatischen Störungen infiziert sind... 

 

Es tat mir sehr Leid.


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